Wer schon mal in Köln war weiß, dass man immer wieder auf Überraschungen und Sonderheiten stößt. Aber ohne diese, wäre Köln vermutlich nicht Köln. Nichtsahnend saß ich nun nach einem gemütlichen Tag in der Domstadt, in einem traditionellen Hofbrauhaus und wollte den Tag bei einem Kölsch und traditioneller Küche ausklingen lassen. Das Kölsch hatte ich mir bestellt, um neben dem Kölner Dom, dem Rhein und dem kölschen Dialekt Köln kulinarisch kennenzulernen, nachzuempfinden und mitzuerleben. Frisch gezapft, konnte ich mein Getränk also zum typischen Kölner Gericht „Himmel und Ääd" genießen und entspannen. Soweit schien alles ganz normal zu sein. Nach dem ich mein erstes Kölsch geleert hatte, bekam ich ungefragt ein weiteres serviert. Zunächst hatte ich die Vermutung, dass es sich um eine Verwechslung handelte und dachte nicht weiter darüber nach. Doch als ich beobachten konnte, dass es sich an anderen Tischen ähnlich abspielte, wurde ich stutzig und ich beschloss, der Sache auf dem Grund zu gehen. Dabei fand ich folgendes heraus:
Das Getränk Kölsch ist das beliebteste Bier der Kölner und wird seit vermutlich 874 in der Rheinstadt hergestellt. Ob die Jahreszahl der Realität entspricht, ist zwar umstritten, da das Bier zu dieser Zeit wohl kaum mit heutigem Bier zu vergleichen ist, das ändert jedoch nicht, dass es eine lange Tradition hat. Frisch beim „Zappes" gezapft bekommt man als Gast ein helles, obergäriges und hopfenbetontes Vollbier im sogenannten „Kölschglas" oder der „Stange". Die „Stange", ein schlankes Glas, das gerade einmal 0,2 Liter umfasst, wird vom „Köbes" (dem Kellner) im „Kranz" serviert. Neben dem „Kölschglas" gibt es auch das so genannte „Pittermännchen". Als „Pittermännchen" bezeichnet man ein 10 Liter Fass für den Tisch. Hierbei kann der Gast sein Kölsch selbst zapfen. Durch die unzähligen Brauhäuser ist trotz der gleichen Merkmale jedes Kölsch doch anders. Es gibt eine große Auswahl an Marken, die von unterschiedlichen Brauereinen hergestellt werden. Dabei hat jeder Brauer sein eigenes, besonderes Rezept, wodurch eine ausgeprägte Geschmacksvielfalt entstehen konnte. Ursprünglich gab es um die 100 verschiedene Marken. 2008 wurden allerdings nur noch 26 gezählt. Zu den größten Marken gehören Reissdorf, Gaffel und Früh. Diese teilen sich etwa 60 Prozent des Kölsch- Marktes. Das Kölsch darf als einzige Biersorte mit rechtlichem Herkunftsschutz, nur in Köln gebraut werden. Ausnahmen sind allerdings einige, nahegelegene Brauereien des Kölner Brauereiverbands, die beispielsweise in Bonn oder Brühl produzieren. Welches Bier sich tatsächlich Kölsch nenne darf, wird von der Kölsch Konvention (von 1985) bestimmt.
In vielen Kölner Gaststätten, Kneipen und Hofbrauhäusern wird nach Tradition und Brauch ausgeschenkt. Ein jeder Gast, der sein Glas leergetrunken hat, bekommt ohne gefragt zu werden ein neues ausgeschenkt und zwar so lange, bis er entweder den Deckel auf sein Glas legt, als Zeichen das er genug hat, oder nach der Rechnung verlangt.
Also verlangte ich nach der Rechnung und ging in die nächste Kneipe. Um all die Sorten zu testen die es derzeit gibt, muss ich meinen Köln Aufenthalt wohl noch ein bisschen verlängern, denn traditionell gebrautes Kölsch, schmeckt in Köln nun mal am besten. Dennoch habe ich bei meinem Ausflug viel über das „Nationalgetränk" Kölsch gelernt und genieße zum Abschluss noch ein weiteres Bier in einem der wohl traditionsreichsten Hofbrauhäuser Kölns − das Cölner Hofbräuhaus Früh.