Was haben Bill Clinton, Princess Diana, Marlene Dietrich, Konrad Adenauer, Mozart, Friedrich der Große, Goethe sowie Preußens und Polens Könige gemeinsam? - Sie konnten nicht ohne! Nicht ohne den Duft, der die Stadt Köln weltweit als Duftstadt berühmt machte. Nicht ohne den Duft, der 1709 am Rhein geboren wurde. Nicht ohne Farinas Eau de Cologne, auch bekannt als Kölnisch Wasser.
„Ich habe einen Duft gefunden, der mich an einen italienischen Frühlingsmorgen erinnert, an Bergnarzissen, Orangenblüten kurz nach dem Regen. Er erfrischt mich, stärkt meine Sinne und Phantasie." Schrieb der kölsch- italienische Parfumeur Giovanni Maria Farina (1685 -1766) 1708 aus Köln an seinen Bruder Giovanni Baptista. Düfte wie Orange, Pampelmuse, Citronen, Bergamotte, Cedrat, Limetten und „die Blüten und Kräuter meiner Heimat" seien in dem Duft miteinander verbunden. Am 13. Juli 1709 gründete er in Köln die älteste Parfumfabrik der Welt. Zum damaligen Zeitpunkt ahnte der junge Farina wahrscheinlich noch nicht, dass er ein Parfum kreiert hatte, das die Duftwelt revolutionieren sollte, auch heute noch von seinen Nachfahren produziert wird und in aller Welt für Begeisterung sorgt.
Der Ruf der neuen Kreation verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Vielleicht gerade deshalb, weil Köln, sowie weitere nationale und internationale Städte, zur Zeit des Spätbarocks alles andere als wohlriechend waren. Das Kölner Abwassersystem war nicht funktionstüchtig. Sich zu waschen wurde, wegen dem ohnehin verschmutzen Wasser, vermieden. Wer dennoch gut riechen wollte, kam ohne Duftwässer nicht aus. Als Kontrast zum Gestank der Stadt passte das Eau de Cologne also gut in die Produktpalette. Innerhalb kürzester Zeit entwickelte es sich zu einem Luxusgut, das in ganz Europa bekannt wurde. Nahezu alle Fürstenhäuser und Herrscher gehörten zum Kundenstamm.
Das Gebäude gegenüber dem Jülichs-Platz zählt zu den berühmtesten Häusern Kölns. Das Stammhaus der „Johann Maria Farina gegenüber dem Jülichs-Platz GmbH" wurde Ende des 19. Jahrhunderts erbaut. Bereits seit 1723 fungiert es jedoch als Produktionsstätte des Parfums. Es gilt als das bedeutendste Kölner Geschäftshaus des Historismus. Heute befindet sich eben an dieser Stelle ein Museum, das die interessante Duft - und Parfumgeschichte, beginnend mit der Zeit des Rokoko, auf anschauliche Art und Weise dokumentiert. Auf mehreren Etagen kann man eintauchen, in die Welt der Sinne und sich auf eine Reise durch die Parfumentwicklung begeben. Ausgesuchte Flakons, Bilder, Möbel und Kunstgegenstände sorgen für den Charme der damaligen Zeit.
Im Kellergewölbe kann man die originale Produktionsstätte des Parfums besichtigen. Der Nachbau einer Destille, wie sie von Farina im 18. Jahrhundert verwendet wurde, hebt die hohe Kunst des Destillierens hervor. Außerdem ist auf römischen Mauern 2000 Jahre Kölns Werdegang erlebbar gemacht. In den Vitrinen wird die Geschichte der Flakons dargestellt.
Im Raum der kostbaren Essenzen können sich die Gäste von hunderten Duftölen inspirieren lassen. Ausführliche Erläuterungen zur Gewinnung von Essenzen, zur Destillation, Extraktion und Enfleurage bleiben kein Geheimnis. Auf anschauliche Weise bekommt man einen Eindruck vom Schaffen, der Kreativität und dem Talent eines Parfümeurs. Auch auf die Frage, warum Farina der „Vater der modernen Pafumerie" genannt wird, findet man in der Kammer der Düfte eine Antwort.
Die Geschichte von Johann Maria Farina und die Welt des Parfums ist ausführlich dokumentiert. Im Rheinisch Westfälischen Wirtschafts-Archiv (RWWA) findet man alte Folianten, Journale und über 1 Millionen Briefe seit dem Jahre 1709. Im Pariser Archiv ist die Zeit von 1251 bis 1709 aufgezeigt. Besonders spannend sind hierbei die Kriminalfälle der Fälscher und Imitatoren, zu einer Zeit in der man von einem Markenrecht noch weit entfernt war. Amüsant sind auch die Märchen über Mönch, Ross und Reiter, die im Zusammenhang mit dem 100 Jahre später gegründeten 4711 Haus stehen.
Für alle Duftliebhaber und Kulturbegeisterten wird im Farina- Haus anschaulich ein Eindruck von der Welt des Parfums geschaffen. Bei einem Besuch der Stadt Köln, sollte es nicht verpasst werden!
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ÖFFNUNGSZEITEN (Stand: 22.01.2013)
Montag - Samstag 10 - 19 Uhr
Sonntag 11 - 16 Uhr
Weitere Informationen über das Farina Haus finden Sie unter www.farina-haus.de
Bilder mit freundlicher Genehmigung der Mitarbeiter des Duftmuseums im Farina Haus.