Am 16. Dezember 1992 ließ der Künstler Gunter Demnig den ersten Stolperstein vor dem Historischen Rathaus in Köln in das Pflaster ein. Stolpersteine sind mit Messingplatten versehene Betonplatten, auf denen in der Regel Namen und Daten Vertriebener, Deportierter und Ermordeter des Dritten Reiches eingraviert sind. Der Stolperstein bzw. die Tafel vor dem Kölner Rathaus trägt allerdings die ersten Zeilen des Auschwitzerlasses von Heinrich Himmler, Sinti und Roma dort massenweise und qualvoll hinzurichten. Dieser Erlass hatte ab dem 16.12.1942 seine Gültigkeit. Demnig selbst setzte sich bereits seit 1990 mit der NS-Zeit künstlerisch auseinander. Und vor allem das degradierende und entwertende, ja ächtende Moment der Nummerierung aller Deportierten lieferte die Intention, jenen Menschen ihre Namen zurückzugeben. Die Stolpersteine sind keine Hindernisse im eigentlichen Sinne, sondern sollen zum Stehenbleiben auffordern. Und verbunden damit natürlich auch zum Bücken, dass zur Verbeugung vor all jenen wird, die ihr Leben auf so grausame Art und Weise lassen mussten. Oder, um es mit den Worten Demnigs zu sagen: „Wer den Namen des Opfers lesen will, muss sich herunterbeugen. In diesem Moment verbeugt er sich vor ihm." (Demnig im Hamburger Abendblatt)
Der Künstler konzipierte die Stolpersteine vielfältig: „Hier lehrte...", „Hier lebte..." oder „Hier wohnte..." sind die Einleitungen zu Namen und verschiedene Daten, über die man am meisten „stolpert". Welche Daten jeweils eingraviert werden, hängen vom Einzelfall ab. In Deutschland und Europa mahnen mittlerweile über 35.000 Stolpersteine an die Verbrechen der Nazis. Und ihre Zahl wächst stetig, trotz zum Teil kritischer Stimmen und politisch motivierter Übergriffe (Am 9. November 2012 jährte sich die Reichspogromnacht zum 74. Mal. In der Hansestadt Greifswald wurden in der Nacht zum 10.11.2012 die 11 verlegten Stolpersteine entfernt. Die Polizei sieht einen Zusammenhang zwischen einer an diesem Tag stattfindenden Demonstration der NPD im nahegelegenen Wolgast).
Auf den Stolpersteinen würde man herumtrampeln und das, so die ehemalige Vorsitzende des Zentralrats der Juden, Charlotte Knobloch, sei unerträglich und wider des Gedenkens der Verbrechen der Nazis. Die Meinungen darüber gehen im Zentralrat der Juden jedoch auseinander. Während Charlotte Knobloch die Stolpersteine kritisiert, gilt der Vizepräsident Salomon Korn als Verteidiger des weltweiten Projektes.
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Foto: Elke Wetzig/CC-BY-SA, wikipedia