„[...]Es hätte nie ein Christentum und nie eine Reformation und keine Staatsrevolution und überhaupt nichts Gutes und Großes gegeben, wenn jeder stets gedacht hätte: „Du änderst doch nichts![...]"
Robert Blum spielte während der Märzrevolution im Jahre 1848 eine große Rolle in der Mainmetropole. Er hatte als einer der führenden Demokraten einen bedeutenden Anteil an den parlamentarischen Beschlüssen der 1. Nationalversammlung auf deutschem Boden.
Der gebürtige Kölner kommt 1807 zur Welt. Er führt als Kind ein armes und entbehrungsreiches Dasein, das dem späteren Politiker viel Kraft abverlangt. Robert Blum, dessen Vater aus einer Fassbinderfamilie stammt, ist seit einer Masernerkrankung sehbehindert. Gerade achtjährig ist Blum, als sein Vater an Tuberkulose stirbt. Seine Mutter bestreitet ab jetzt den Unterhalt. Auch nach ihrer erneuten Verheiratung, leben sie ständig am Existenzminimum. Der junge Blum ist bildungshungrig und hochbegabt. Er lernt die lateinische Messe auswendig, kann schon frühzeitig rechnen, lesen und schreiben. Man versucht ihn zu fördern, wo es geht. Als er zehn ist, darf er eine Weile an der Pfarreischule vor Ort im Rechnen unterrichten. Weil ihm eine höhere Schule nicht vergönnt ist, eignet er sich zunehmend autodidaktisch Wissen an. Nach einer Ausbildung im Gelbgießerhandwerk, der Arbeit bei einem Laternenfabrikanten und vielen Anstellungen in unterschiedlichsten Betrieben kommt Robert Blum schließlich nach Leipzig ans Theater. Er schreibt und investiert viel Aufwand in seine eigenen literarischen Werke, die die Wissenschaft heute jedoch kritisch bewertet.
Die pulsierende gesellschaftliche und politische Atmosphäre des Vormärz packt auch Blum, der ein charismatischer und wortgewandter Redner ist. Als provokanter Autor, der gegen die Zensur anschreibt, ist er bald in aller Munde. Blum publiziert eine regimekritische Zeitung, die er Vaterlandsblätter nennt. In ihr erscheinen Texte gegen den reformresistenten Herrschaftsanspruch der Fürstenhäuser im territorial zersplitterten Land, dessen Gebiete nur durch den Deutschen Bund lose zusammengefasst sind. Offensiv stellt er sich gegen den Überwachungsstaat, wird deswegen inhaftiert. In einer oppositionellen Vereinigung der Liberalen, dem Hallgarten-Kreis auf dem Weingut Johann Adam von Itzsteins, findet er weitere Verbündete für seine Idee einer freien und friedlichen Nation. Er besucht patriotische Feste, tritt während der Leipziger Volksunruhen auf. Blum will Fortschritt, Grundrechte wie politische Teilhabe des Volkes, Presse- und Versammlungsfreiheit. 1846 wird er in den Leipziger Stadtrat gewählt.
Am 29. März 1848 reist er nach Frankfurt und wird dort einer der vier Vizepräsidenten des Vorparlaments. Gemeinsam mit anderen Demokraten fordert er die Schaffung einer Republik. Andere, eher konservative Kräfte, argumentierten für eine konstitutionelle Monarchie. Dem von vielen Konflikten heimgesuchten Vorparlament und der daraufhin gebildeten Nationalversammlung der Paulskirche machen vor allem die inneren Zerwürfnisse zu schaffen, die das vereinte Vorhaben eines Nationalstaates auf ein wackliges Fundament stellen.
Blum genießt als Teilnehmer der Frankfurter Nationalversammlung Abgeordnetenimmunität, die im Zuge der Konstituierung erst ganz neu verabschiedet worden war. Doch der Hass auf Blum ist in der Wiener Monarchie groß genug, um ihm diesen Schutzstatus, zumal im österreichischen Einflussgebiet, abzusprechen.
Am 09. November 1848 wird Robert Blum, nicht einmal 41 Jahre alt, auf dem Militärübungsplatz in der Brigittenau bei Wien standrechtlich erschossen. Die Nachricht über die Revision seines Todesurteils erreicht ihn nicht mehr. „Ich sterbe für die Freiheit.", sind seine letzten überlieferten Worte. Die Augenbinde lehnt er ab, den Beistand des Priesters auch.
Nach dem Tod Robert Blums erklärt man die Errungenschaften der Paulskirchenversammlung nach und nach für nichtig. Das Parlament wird schon ein Jahr nach der Revolution aufgelöst. Der Wunsch des Volkes nach Einheit und Freiheit wird gewaltsam erstickt und unkenntlich gemacht. Die Restauration ist nicht mehr aufzuhalten. Vorerst. Blums Erbe fasst sein Zeitgenosse Hermann Jellinek in einem pointierten Satz zusammen: „Ideen können nicht erschossen werden."
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Bilder: wikipedia, gemeinfrei